“Embrace – Du bist schön”
Wie hochsensible Frauen ihren Körper liebevoll annehmen können.
Update vom 20.08.2018
Am 11. Mai 2017 kam der Dokumentarfilm „Embrace- Du bist schön“ ins Kino. Die deutsche Schauspielerin Nora Tschirner war bei der Entstehung als Produzentin dabei. Als ich die Vorschau zu dem Film sah, spürte ich, dass dieses Werk wichtig für das kollektive Bewusstsein von uns Frauen ist. In einer Talkshow sprach Nora Tschirner davon, dass über 90 Prozent aller Frauen unzufrieden mit ihrem Körper sind. Diese Zahlen schockieren. Wie kann es sein, dass so viele Frauen sich hässlich finden? Die einen fühlen sich zu dick, die anderen hadern mit ihren Schwangerschaftstreifen, mit ihrem Po, mit ihren Brüsten, den Haaren usw. Die Liste ist lang. Der Blick in den Spiegel wird für viele Frauen jeden Morgen zu einer schmerzhaften Selbstverurteilung.
Es wird Zeit, dass wir Frauen lernen, unseren weiblichen Körper voll zu respektieren und anzunehmen. Der Körper ist unser Kommunikations- und Gefühlsvermittler. Besonders sensitive Frauen nehmen mit ihrem empfindsamen Körper viele Informationen aus ihrer Umwelt auf: Gefühle und Ausstrahlung anderer Menschen, ebenso wie Energien von Orten und Plätzen. Starke Gefühle werden im Körper wahrgenommen als Wärme, Hitze, Erregung, Kraft, Anspannung im Solarplexus, Hals oder im Nacken. Der Körper gibt uns diese Signale.
Wenn wir nicht mehr gegen unseren feinfühligen Körper ankämpfen, können wir seine Botschaften besser verstehen und wertschätzen. Solange Frauen zu sehr damit beschäftigt sind, sich über ihr Äußeres Gedanken zu machen, sind sie gar nicht in ihrem eigenen Körper verwurzelt, sondern betrachten sich permanent von außen und bewerten, was sie sehen. Diese Form der Selbstentfremdung hat ihre Ursachen in mangelnder Selbstliebe und der Unfähigkeit, mit den eigenen Gefühlen klarzukommen.
Für unsere weibliche Würde ist es deshalb enorm wichtig, wieder einen liebevollen Kontakt zu unserem Körperbewusstsein zu finden und das Leben zu feiern.
Persönliche Erinnerungen an meine Jugend als „Bohnenstange“
Ich kenne dieses Problem aus eigener Erfahrung. Schon als Schulkind und später in der Pubertät war ich auffallend dünn und schmächtig. Egal was ich aß, ich blieb immer extrem schlank. So kann ich aus eigener Erfahrung sagen, dass Dünn sein gar nicht das Schönheitsideal ist, dem wir kollektiv nachstreben. Ich wurde als „Bohnenstange“ usw. verspottet, hatte mit 16 Jahren fast keine weiblichen Kurven. Ich litt sehr darunter und empfand mich viele Jahre nicht als „richtige Frau“. Erst mit Anfang zwanzig fand ich nach und nach zu einer besseren Selbstannahme, weil ich durch Frauengruppen ermutigt wurde, mich selbst so zu akzeptieren wie ich bin.
Was den gesellschaftlichen Druck ausmacht, ist nicht die Frage ob schlank oder dick, sondern ein Schönheitsideal von 90, 60, 90. Alles, was dieser angenommenen Idealfigur abweicht, fällt negativ auf. Dies mag vielen übergewichtigen Mädchen und Frauen jetzt unglaublich erscheinen, doch so habe ich es erlebt. Deshalb geht es nie darum, welches Gewicht eine Frau hat, sondern wie das Gesamterscheinungsbild daherkommt. Und genau aus diesem Grund finden Frauen immer etwas, das sie an sich nicht schön finden. Dann sind es eben die zu kleinen Brüste, oder die zu dünnen Haare, oder der zu große oder zu kleine Po. Jede Frau hat ihre „Problemzonen“ und kann irgendwann gar nicht mehr die eigene Schönheit erkennen. Der Fokus richtet sich zu sehr auf die Nachteile.
Das Ergebnis: Die Frauen fühlen sich hässlich und nicht liebenswert. Doch wir selbst haben die Kraft und die Verantwortung, uns aus dieser Negativspirale zu befreien.
Filmtrailer zu “Embrace. Du bist schön”
von Taryn Brumfitt, Nora Tschirner
Nicht allein die Modeindustrie ist die
Triebfeder für dieses Phänomen
Hochsensible Frauen bilden bei diesem Thema keine Ausnahme. Im Gegenteil. Aufgrund ihrer Außenseiterrolle beginnen sensitive Frauen schon früh, sich selbst in Frage zu stellen. Besonders in der Pubertät spielt das eigene Aussehen eine große Rolle. Unsere gesellschaftliche Fixierung auf Äußerlichkeiten, Mode und Schönheit hat sich in den letzten Jahrzehnten gesteigert. Dennoch möchte ich behaupten, dass nicht allein die Hochglanzmagazine „Schuld“ sind daran, dass Frauen ihren Körper nicht annehmen können. Denn das Körpergefühl und Selbstbild wird bereits in der Kindheit geprägt.
Mangelnde Selbstliebe und fehlendes Selbstvertrauen führen dazu, dass Frauen ihren Körper nicht annehmen können. So wird der innere Kampf um Liebe auf den Körper verlagert. Doch warum können so viele Frauen sich nicht annehmen, wie sie sind?
Sich selbst durch die Augen der Umwelt zu sehen, macht krank
Je mehr wir uns daran gewöhnen, uns durch die Augen der anderen zu sehen, zu bewerten und zu verurteilen, umso unwohler fühlen wir uns in unserem Körper. Heute wird dieser Druck noch verstärkt, durch die Selfie-Kultur, in der junge Frauen fast täglich Fotos von sich machen und sich somit auch ständig von außen (durch die Linse des Handys) sehen. Und dieses Gefühl strahlen wir dann auch aus. Unsicherheit, Scham, Selbstzweifel, harte Selbstkritik wirken nicht gerade anziehend oder attraktiv.
Fehlende Liebe ist die tiefere Ursache dieses Problems
Unser Gefühl für uns selbst und für Körperlichkeit wird schon in der Baby- und Kleinkindphase geprägt. Zärtlichkeit, Schmusen, Gehaltenwerden sind Grundbedürfnisse jeden Kindes. Je weniger diese erfüllt werden, umso mehr fühlt sich das Kind zurückgewiesen und ungeliebt von den eigenen Eltern. Besonders Mütter, die sich selbst nicht lieben und hübsch finden, sind ihren Töchtern kein gutes Vorbild. So wird die korrekte Frisur oder der perfekt geputzte Schuh bald wichtiger als das eigene, positive Lebensgefühl. Hinzu kommt ein Erziehungssystem, dass Kinder nur dann mit Liebe und Aufmerksamkeit versorgt, wenn sie brav sind und die Erwartungen ihrer Eltern erfüllen. Vielen Kindern fehlt schlicht und ergreifend die positive Aufmerksamkeit ihrer Mütter.
Heute schauen viele junge Mütter lieber auf ihr Handy als in den Kinderwagen! Bitte nehmt Eure Kinder mehr in den Arm, legt das Handy auch mal weg. Eure Kinder haben mehr verdient! Widmet Eure volle Aufmerksamkeit den Kleinen. So könnt Ihr dieses Mangelgefühl bei der nächsten Generation weniger werden lassen.
Jugendliche Mädchen, die in ihrer Ursprungsfamilie nur unzureichend mit Liebe versorgt wurden, finden schnell heraus, dass sie mit weiblicher Attraktivität bewundernde Blicke von Männern ernten können. Daraus kann Sucht ähnliches Verhalten entstehen. So verlagert sich die Sehnsucht nach positiver Aufmerksamkeit von den Eltern zu Gleichaltrigen Jungs in der Schule oder Männern auf der Straße. Doch die tiefe Sehnsucht nach Liebe wird damit nicht erfüllt. Im Gegenteil. Die jungen Frauen spüren ganz genau, dass es um Begehrlichkeiten geht, aber nicht wirklich um sie selbst. So bleibt das Gefühl im Inneren immer noch leer und hohl.

Ein gestörtes Körperbild kann später zu Essstörungen führen
Eskaliert das Drama weiter, kann sich sogar eine Essstörung entwickeln. Darunter liegen oft tiefgreifende Entwicklungskonflikte, unterdrücke Gefühle, ein Kampf um das wahre Ich.
Bulimie ist die sogenannte Ess-Brech-Sucht, bei der Betroffene Unmengen an Essen in sich hineinstopfen und später willentlich wieder erbrechen. Viele Frauen, die diese Suchterkrankung haben, unterdrücken ihre Gefühle, besonders Aggressionen, deshalb stopfen sie alles in sich hinein, schaden sich selbst, hassen sich selbst.
Magersucht kann bis zu lebensbedrohlichen Zuständen führen, in den der Körper gerade noch so überlebt. Die Menstruation bleibt aus. Der Körper wird zum Skelett, doch die Frauen sehen sich immer noch als „zu dick“. Hinter dieser Erkrankung steht oft der Kampf um das eigene Ich, ein Kampf um Autonomie und Kontrolle über den eigenen Körper und das eigene Leben.
Interessanterweise sind auch immer mehr Jungs von Essstörungen betroffen, was deutlich macht, dass dies kein rein weibliches Problem ist.
Viele Essstörungen lassen sich erst im Kontext der gesamten Familiengeschichte verstehen. Denn solche Erkrankungen erfüllen immer eine Rolle, um gestörte Familienstrukturen zu kompensieren. In diesen Fällen ist eine psychotherapeutische Begleitung erforderlich.
Wie sensitive Frauen ihren eigenen Körper liebevoll annehmen können
In meinem dritten Buch „Wenn Frauen zu viel spüren“ (Erscheinungsdatum: 1.9.2017 beim Verlag Droemer Knaur) widme ich mich in einem Kapitel ebenfalls diesem Thema. Die Selbstannahme des eigenen Körpers ist die wichtigste Grundlage für eine gesunde Selbstliebe. Den Link zum Buch bei Amazon findest Du am Ende des Artikels eingeblendet.
Live Seminare für Frauen
Zirkel 1: Weisheit, Leichtigkeit, Kreativität und Flow erfahren. Archetypen der sensitiven Frauen: Die Heilerin, die Künstlerin
aktueller Termin: 19.-21.10.2018 am Bodensee. Im geschützten Kreis der Frauen werden wir ein kraftvolles, nährendes und ermutigendes Energiefeld aufbauen, das an uralte Frauenzusammenkünfte erinnert und die Teilnehmerinnen ermutigt, endlich ihre Kraft zu leben und ihr Potential zum Ausdruck zu bringen. Intuitiv, fließend aus dem Moment und in Verbindung mit Ritualen wird sehr viel Selbstheilung auf der Seelenebene geschehen. Weitere Infos: https://hsp-academy.de/project/frauen-seminare
- Lerne, Dich selbst durch die Augen der Liebe zu betrachten.
- Du bist so viel mehr als Dein Körper. Wahre Schönheit strahlt aus Deiner Seele.
- Höre auf, Dich zu verurteilen.
- Nimm Deinen Körper so an, wie er ist.
- Entdecke die Schönheit in Dir.
- Lasse Komplimente von anderen in Dein Herz sinken und nimm sie an.
- Akzeptiere Dich selbst bedingungslos.
- Vergib Dir, wenn Du Deinen Körper in der Vergangenheit schlecht behandelt hast.
- Schreib Dir an Deinen Spiegel: Ich bin schön.
- Pflege Deinen Körper mit Liebe und Sorgfalt.
- Betreibe Sport und Yoga nicht mit Leistungsdruck, sondern frage Dich, wie viel Leistung Du gerade erbringen kannst. Bleibe unter der Schmerzgrenze.
- Nimm Dir Zeit für genügend Schlaf.
- Iss, was Dir schmeckt. Lerne, das Essen zu genießen.
- Erlaube Dir, Deine Gefühle frei auszudrücken: durch Bewegung, Tanz, Musik, Malerei, Schreiben usw.
- Höre auf, Deinen Frust in Dich hineinzufressen. Sprich offen aus, was Dir auf dem Herzen liegt.
- Unterdrücke Deine Aggressionen nicht länger.
- Vertraue darauf, dass Du liebenswert bist.
- Vergib Deinen Eltern für ihre Fehler, wenn Du kannst.
- Vergib anderen, die Dich gehänselt, verurteilt und verspottet haben.
- Sei lebendig.
- Sei dankbar dafür, dass Du einen gesunden Körper hast. Sei dankbar für Deine Stimme, Deine Talente, Deine Augen.
- Umarme Deine Schwachstellen. Nimm Dich so an, wie Du bist!
- gehe zum Tanzen, am besten zum orientalischen Tanz, um Dich in Deiner Weiblichkeit zu feiern
Hier gehts zur Seite vom Film
http://www.embrace-derfilm.de/#home
Buchempfehlungen * (die Bilder sind Affiliate-Links zu Amazon)
Was meinst Du?
Zum Abschluss möchte ich Dich bitten, hier einen Kommentar zu hinterlassen. Was hat Dir dieser Artikel gegeben? Welche Fragen beschäftigen Dich noch?
Bildnachweis: Beitragsbild; shutterstock_447819865, Waage: shutterstock_54144913

Sylvia Harke
Hier erfährst Du mehr über mich und meinen persönlichen Weg.
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Wie wahr, wie wahr!
Ich habe als Biologielehrer häufig selbst mit jungen Mädchen (aber zunehmend auch mit Jungen) zu tun gehabt, die große Probleme mit ihrem Körper gehabt haben! Gerade die Punkte „nicht dem Ideal zu entsprechen“, „nicht schön genug oder attraktiv genug zu sein“ oder „dazu gehören zu wollen“ oder „geliebt werden zu wollen“ deutete immer wieder auf das Eine, was Sylvia genau beschreibt:
MANGELNDE SELBSTLIEBE und “ ein ramponiertes Selbstbild“, die Ursache praktisch aller Suchterkrankungen
Ich kann dem Blog nur eindeutig zustimmen!
Michael Heuser
Hallo Michael,
danke für Deinen Kommentar. Vielleicht kann die Schule ja mal das Fach „Selbstliebe & Selbstannahme“ einführen?
herzlich, Sylvia
Danke für den Filmtipp,klingt spannend.Ich finde der Schönheitswahn wird,je mehr Medien zur freien Verfügung stehen,immer krasser,deshalb ausschalten und von Angesicht zu Angesicht reden!Und öfter in den Arm nehmen.
Das ist wirklich ein toller Filmtipp! Ich finde auch, dass es Zeit ist das Bild der Frau in der heutigen Gesellschaft umzuwerfen. Ich kenne es nur zu gut. Ich hatte früher Probleme mit meinem Körper und habe es immer noch. Ich bemühe mich wirlich ihn so anzunehmen wie er ist, aber es fällt mir so schwer und ich fühle mich auch zum Teil nicht wohl. Durchs Abnehmen habe ich an gewissen Körperstellen eine schlaffe Haut. Bei den Armen geht es vielleicht durch das Training weg, aber bei den Brüsten bezweifle ich das. Mit 32 Jahren Hängebrüste wie eine 80-jährige zu haben ist nicht gerade Zucker für das Selbstbewusstsein und für die Akzeptanz des eigenen Körpers. Der Beauty Wahn muss aber generell ein Ende haben. ?
Hallo Frau Harke, ich las gerade Ihren Artikel zu „Embrace. Du bist schön“. Dazu kann ich berichten: meine Frau starb am 5.9.2013. Sie war etwas kurz geraten und reichte mir nur bis ans Kinn – bei gleichem Gewicht. Was oben fehlte ( BH-Größe 85B ), war unten zuviel. Sie hatte Glasknochen , die sind ja alle nicht so rank und schlank. Aber sie war das Beste, was mir in meinem Leben passierte. Sie mochte sich, so wie sie war, und hatte deshalb immer eine positive Ausstrahlung. Bei ihr hatte ich gelernt, daß Menschen, die sich mögen, auch attraktiv sind. Wichtiger als die Frage nach der Figur ist also für mich die Frage, ob jemand sich mag.
Liebe Grüße von Winrich Raschkowski( auch HSP).